Geschichte
Die Wurzeln des Esslinger Stadtverkehrs liegen bereits über 100 Jahre zurück und sind fest mit der Eröffnung der Städtischen Straßenbahn im Jahre 1912 verbunden.
Die erste Straßenbahnlinie Esslingens fuhr von Oberesslingen nach Obertürkheim. Sie wurde am 24. Mai 1912 eingeweiht. Begonnen hat die Geschichte der "Esslinger Städtischen Strassenbahn" am 16. November 1911 mit der Grundsteinlegung für die Wagenhalle in der Oberesslinger (heute Plochinger) Straße. Bau und Betrieb der Esslinger Straßenbahn waren zuvor an die Stuttgarter Straßenbahnen AG übertragen worden.
Die zweite Linie, die Stadtlinie vom Bahnhof zum Charlottenplatz über den Marktplatz, Rathausplatz und die Küferstraße, wurde am 2. Juli 1912 eröffnet. Der Preis für diese Strecke damals: fünf Pfennig.
Bis zum Ersten Weltkrieg stieg die Zahl der Fahrgäste kontinuierlich an. Doch schon bald nach Kriegsbeginn musste die Stadtlinie wegen geringer Fahrgastzahlen und Materialknappheit wieder eingestellt werden. Dagegen wurden 1917 auf der Hauptlinie Obertürkheim – Oberesslingen die Gleis- und Fahrleitungsanlagen ausgebaut und im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs stieg die Zahl der Fahrgäste wieder. Sie erlebte in den Dreißigerjahren bis 1939 ihre Blütezeit.
Während des Zweiten Weltkriegs konnten die Betriebsanlagen nicht mehr gewartet werden. Schnell wurde die Straßenbahn zum Verkehrshindernis. 1943 wurde daher entschieden, die eingleisige Straßenbahn durch Oberleitungsbusse zu ersetzen. Nach 32 Jahren stellte die Esslinger Städtische Strassenbahn am 7. Juli 1944 ihren Betrieb ein. Esslingen wurde die erste Stadt in Württemberg, die ihre Straßenbahn durch Obusse ersetzte.
1950 wurde der seit 1911 bestehende Gesellschaftsvertrag mit der Stuttgarter Straßenbahnen AG gekündigt. Am 1. Januar 1951 wurde der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) gegründet. Mit Wirkung zum 01.01.1951 übernahm damit der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen die Betriebsführung der Esslinger Obuslinien.
Bereits 1952 fuhren 24 Wagen unter SVE-Flagge. Der wachsende Verkehr führte schon in den ersten Jahren unter städtischer Führung zum Ausbau des Streckennetzes und zur Eröffnung neuer Linien. 1953 wurde die Kraftomnibuslinie von der Gartenstadt in die Pliensauvorstadt in Betrieb genommen. Zehn Jahre später, 1962, im Jahr des 50-jährigen Jubiläums des Esslinger Stadtverkehrs, beförderte der SVE täglich 30.000 Fahrgäste und legte im selben Jahr mit seinen Fahrzeugen 1,5 Millionen Kilometer zurück.
In den Fünfzigerjahren und zu Beginn der Sechzigerjahre wurden weitere Fahrzeuge zur Modernisierung des Fuhrparks gekauft, um dem dichter werdenden Verkehrsnetz, den steigenden Ansprüchen der Fahrgäste und gesetzlichen Auflagen gerecht zu werden.
Ab 1968 konnten die Fahrgäste erstmals auf allen Linien mit einem einheitlichen Fahrschein den "Esslinger ÖPNV" nutzen.
Mitte der Siebzigerjahre wurden im Rahmen eines Forschungsvorhabens des Bundesministeriums für Forschung und Technologie DUO-Busse entwickelt. Der Prototyp konnte je nach Bedarf mit Strom aus der Oberleitung oder mit einem eingebauten Batteriesatz fahren. 1979 folgten zwei weitere DUO-Busse dieser Art. Damit konnte der DUO-Bus auch außerhalb des Oberleitungsnetzes bis in die Vororte eingesetzt werden, ohne dass die Fahrgäste umsteigen mussten. Schon bald aber zeigte sich, dass der Batteriebetrieb der Obusse zu teuer war. Ebenfalls 1979 wurden die ersten DUO-Busse mit Elektro- und Dieselantrieb in Dienst gestellt. Auf deren Basis wurden dann zwei weitere Fahrzeuggenerationen entwickelt, die in Esslingen und Essen zum Einsatz kamen.
Am 01.09.1990 wurde die neu elektrifizierte Strecke von der Pliensauvorstadt zum Zollberg in Betrieb genommen. Drei Linien verkehrten auf der steilen Strecke zum Zollberg elektrisch, davon zwei im DUO-Bus-Modus, da sie ihre jeweiligen Zielorte ab Nellingen nur per Dieselantrieb erreichen konnten. 19 DUO-Gelenkbusse wurden von 1988 bis 1995 dafür angeschafft. Im November 1991 wurde die Anbindung des neuen Netzabschnittes an die vorhandene Fahrleitungsanlage im Stadtbereich fertiggestellt.
Der Kooperationsvertrag mit dem Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) von 1982 vereinfachte die Tarifstruktur für die Fahrgäste erheblich. 1993 wurde das gesamte Tarifsystem in den VVS integriert.
Die ersten Niederflurbusse wurden 1999 eingesetzt. 2002 kamen die ersten Niederflurgelenkbusse dazu.
Heute besitzt der SVE die neueste Generation an Diesel-Omnibussen (Mercedes-Benz und MAN) und Batterie-Oberleitungsbussen (Solaris Trollino).
Im Jahr 2017 wurde er mit der Bedienung des Linienbündel ES-02 Stadtverkehr Esslingen betraut, welches seit 01.01.2021 vom SVE zu 100 Prozent in Eigenleistung erbracht wird.
Obusse werden auf den Linien 101, 113 und 118 eingesetzt.
Der Esslinger Gemeinderat hat 2017 beschlossen, den SVE zum ersten, rein elektrisch fahrenden kommunalen Verkehrsunternehmen umzubauen. Daher findet in den kommenden Jahren eine grundlegende Erneuerung des Fuhrparks mit Batterie-Oberleitungsbussen und ein moderater Ausbau der Oberleitungsinfrastruktur statt.